Ein Angriff auf eine Einrichtung für Migranten im Nordjemen löste international Bestürzung aus. In der Provinz Sa’da wurden nach Angaben von Hilfsorganisationen und laut Medienberichten dutzende afrikanische Geflüchtete getötet oder verletzt. Die Vereinten Nationen zeigen sich davon „zutiefst beunruhigt“. Der Vorfall verdeutlicht erneut, wie sehr die jemenitische Zivilbevölkerung unter dem anhaltenden Konflikt leidet.
Schwere Vorwürfe nach Luftschlägen
Laut Berichten von Reuters, BBC und Al-Masirah-TV wurde in der Nacht auf Sonntag eine Flüchtlingsunterkunft in Sa’da bombardiert. Dabei kamen mindestens 68 Menschen ums Leben, darunter viele Geflüchtete aus Äthiopien und Somalia. Weitere dutzende Personen wurden verletzt. Videoaufnahmen zeigten dramatische Szenen von den Trümmern, aus denen Erste-Hilfe-Leistende Tote und Verletzte bargen.
Die jemenitische De-facto-Regierung unter der Bewegung Ansarullah (oft auch als „Huthis“ bezeichnet) sprach von einem gezielten Luftangriff und warf den USA Kriegsverbrechen vor. Das US-Zentralkommando (CENTCOM) erklärte in einer Stellungnahme, dass man Berichte über zivile Opfer sehr ernst nehme und betonte, Angriffe würden nur auf Basis fundierter Geheimdienstinformationen durchgeführt. Unabhängige Untersuchungen darüber stehen noch aus.
Migration unter lebensgefährlichen Bedingungen
Erneut wirft der Vorfall ein Schlaglicht auf die extrem gefährliche Migrationsroute, die jährlich tausende Menschen aus Ostafrika durch den Jemen in Richtung Golfstaaten führt. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) beschreibt sie als „einen der gefährlichsten Migrationskorridore der Welt“. Allein 2024 starben bereits über 500 Menschen bei der Überfahrt über das Meer oder Durchquerung des Jemen.
Im Fokus steht neben der humanitären Tragödie auch die wirtschaftliche Dimension: Aufgrund von Krieg und Sanktionen sind viele staatliche Strukturen im Jemen geschwächt. Berichte mehren sich, dass bewaffnete Gruppen, darunter auch die Ansarullah, von Transitgebühren oder durch Erpressung von Migranten profitieren. Diese Einnahmen werden nun möglicherweise gezielt durch militärische Maßnahmen unterbunden.
Friedliche Perspektiven für den Jemen?
Der zehnjährige Krieg im Jemen hat unermessliches Leid verursacht, zerstörte die Infrastruktur und stürzte das Land in eine der weltweit schlimmsten humanitären Krisen. Gleichzeitig bleibt die Hoffnung, dass der Jemen eines Tages wieder ein friedliches Land sein kann – mit offenen Grenzen, internationaler Zusammenarbeit und auch Tourismus.
Der Jemen besitzt eine der reichsten Kulturlandschaften der arabischen Welt: Antike Städte wie Sana’a (und hier) oder Schibam, die legendären Weihrauchrouten, faszinierende Wüstenlandschaften – darunter eine der schönsten hier – und gastfreundliche Menschen. Frieden und Stabilität würden dem Land nicht nur Sicherheit ermöglichen, sondern auch neue wirtschaftliche Perspektiven eröffnen – darunter auch Ansätze für verantwortungsvollen Tourismus.
Möge bald jener Tag kommen, an dem Reisende den Jemen wieder sicher entdecken dürfen – und ihre Besuche zur Versöhnung und zum Wiederaufbau beitragen.
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