Topografie und Klima
Die stark variierende Topografie des Landes bedingt auch regionale Unterschiede im Klima bzw. in der täglichen Wetterlage. Im Hochland (Bergjemen) bleibt es über das gesamte Jahr – von wenigen Regentagen mit z.T. starken Niederschlägen abgesehen – meist trocken. Die Winter sind mild, jedoch größeren Temperaturschwankungen unterworfen: tagsüber 20-28 °C und nachts 0-5 °C. Leichte Fröste sind durchaus möglich. Im Sommer ist es heiß, mit Tagestemperaturen um 35 °C, die Nächte dagegen sind kühl bei 10-15 °C. Südlich von Sanaa fallen landesweit die meisten Niederschläge. In manchen Gegenden, vor allem zwischen Ibb und Taiz, regnet es bis zu 50 Tage im Jahr, zumeist in den Monaten März und August (bis 1000 mm). Die Tagestemperaturen steigen auf 25-30 °C. In den Nächten bleibt es bei Werten von 10-13 °C. Die Luftfeuchte beträgt ganzjährig ca. 40-50%. Aufgrund der vielen Regenfälle wird diese Region auch als «Grüne Provinz» (arab. الاخضر اللواء( bezeichnet und daher landwirtschaftlich intensiv genutzt. Zudem weist sie mit ihrer Besiedlung diehöchste Bevölkerungsdichte des Landes auf.
Die Küstenebenen am Roten Meer (Tihama) und am Golf von Aden sind feuchtheiß und niederschlagsarm. Im Winter liegen die Tagestemperaturen bei 28-32 °C und 18-23 °C in der Nacht. Die Sommer werden durch extrem hohe Luftfeuchtigkeit von bis zu 90% und Temperaturen von 35-40 °C häufig unerträglich heiß (u.a. Aden: mittlere Temperatur im Januar 25 °C, im Juni 33 °C, bei 40 mm Niederschlag im Jahr). Relativ selten, aber doch möglich, können in dieser Region tropische Stürme oder sogar Zyklone auftreten, wie Anfang November 2015 Zyklon «Chapala», der insbesondere auf Sokotra und in/um Mukalla zu schweren materiellen Schäden und Verlusten an Menschenleben geführt hat. Zwei weitere Zyklone,»Mekunu» (Ende Mai 2018) und «Luban» (Mitte Oktober 2018), haben abermals die Insel Sokotra sowie Teile der Provinz Mahra (vor allem durch «Luban») getroffen und große Schäden verursacht.
In den Wüstenregionen im Osten und Südosten sind Werte von 45 °C keine Seltenheit. Die Luft ist dort ganzjährig trocken (25 bis max. 45% Luftfeuchtigkeit)). Es bestehen hohe Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht. Periodische Wasserläufe nach Regenfällen (Februar bis April) und Brunnen ermöglichen lediglich in den Wadis, wie im Wadi Hadramaut, menschliches Leben auf Dauer. Mehr als 70% des Landes jedoch sind Wüste oder wüstenähnliche Regionen, deren Vegetation nach Niederschlägen kurzzeitig erblüht (s. Foto rechts unten).
Flora
Die Flora des Landes ist sehr vielseitig. In den Küstenbereichen wachsen vor allem Dattelpalmen und Zitrusfrüchte. Am Roten Meer, aber auch am Golf von Aden, sind viele verschiedene Salzpflanzen anzutreffen, meist in Gebüschform. Auf terrassierten Feldern in den Mittelgebirgen erfolgt der Anbau von Kulturpflanzen (u.a. Hirse und Mais). Daneben sind wilde Hirse und Eukalyptusarten zu finden. In den Gebirgsregionen treten in Strauchform Hartlaubgehölze und Kräuter auf, in Nebelzonen auch Sukkulenten, die aufgrund ihrer Gewebestruktur Wasser über lange Zeit zu speichern vermögen. Eine nur sehr spärliche Pflanzenwelt weisen hingegen die Wüstengebiete des Landes auf. Lediglich in den Wadis sind ausgedehnte Akazienhaine anzutreffen. In den tief eingeschnittenen Trockentälern existieren Oasen, oft mit großen Dattelpalmbeständen. Aufgrund ihrer Abgeschiedenheit hat sich insbesondere auf der Insel Sokotra eine einzigartige Pflanzenwelt erhalten, die in den vergangenen Jahren durch die o.g. Zyklone «Chapala» (2015) sowie «Mekunu» und «Luban» (2018) und auch durch militärische Kampfhandlungen, in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Fauna
Der Bestand an wild lebenden Tieren wurde in den zurückliegenden Jahrzehnten vor allem durch die Jagd stark dezimiert, sodass die Einrichtung von Reservaten dringend notwendig geworden war. Noch vor ca. einhundert Jahren lebten Löwen, Panther und Antilopen in verschiedenen Regionen des Landes. Heute ist der Pavian das größte lebende Säugetier. Daneben existieren kleinere Populationen von Hyänen und Hasen. Zahlreiche Vögel und Insekten, die z.T. noch nicht umfassend erforscht wurden, haben ebenfalls hier ihre Heimat. Die Küstengewässer des Roten Meeres und am Golf von Aden bilden den artenreichsten Lebensraum. Hier leben u.a. Haie, Sardinen, Thunfische, Hummer und Tintenfische, aber auch Meeresschildkröten.
Ökologische Probleme
Jemen ist der rapide sinkende Grundwasserspiegel, vor allem in den großen Städten, wie Sanaa, und den daraus resultierenden Schwierigkeiten einer gesicherten Trinkwasserversorgung der Bevölkerung, sodass schon seit Jahren von einer Krise in der Wasserbereitstellung gesprochen wird. Hauptgründe sind einerseits der durch das hohe Bevölkerungswachstum verursachte steigende Bedarf an Trinkwasser und andererseits der enorme Verbrauch für die Bewässerung diverser landwirtschaftlicher Kulturen, insbesondere Qat/Kat (s. auch Foto links oben), dessen Anbaufläche seit Jahren zunimmt (2013: 8,8%; 2017: 11,5% der landwirtschaftlichen Nutzfläche bzw. 166 557 ha, bei ca. 40% des Wasserverbrauchs – s. auch «Wirtschaft & Entwicklung»). Eine umfassende Lösung ist – zumal in der gegenwärtigen desaströsen Situation – leider nicht in Sicht.
Stark zugenommen hat auch die Verschmutzung von Luft und Umwelt. Der Personen- und Frachtverkehr und die damit verbundenen Abgase, insbesondere in Sanaa, sowie veraltete und ohne jegliche Umweltauflagen errichtet Industrieanlagen, darunter die Zementwerke in Amran (nordwestlich von Sanaa) und Bajil (in der Tihama), sind die Hauptgründe für permanenten Smog. Hinzu kommt die Verseuchung der Böden durch Altöle an Parkplätzen, Autowerkstätten und anderen Orten. Ein weiteres, auf Dauer gravierendes Umweltproblem ist die schnell fortschreitende Verarmung der landwirtschaftlichen Böden. Insgesamt können ohnehin nur knapp drei Prozent der Landesfläche landwirtschaftlich genutzt werden. Aufgrund von Überdüngung, Übernutzung und falscher (zu viel) Bewässerung nimmt die Biodiversität vieler Böden ab, was sich wiederum negativ auf die Qualität der angebauten Produkte auswirkt, bei gleichzeitiger Zunahme der Desertifikation.
Auch wenn es vielleicht nur das Auge stört, gab (und gibt) es ein weiteres akutes Problem: Müll (meist Plastik). Hausmüll oder sonstiger anfallender Müll werden weder getrennt, noch existieren Anlagen zur Müllverarbeitung. Müll wird auf legalen Deponien, meist außerhalb der Städte, abgelagert und verbrannt oder aber an Straßenrändern und anderen Stellen illegal «entsorgt». In den größeren Städten Sanaa, Aden, Taiz und auch Mukalla waren zwischenzeitlich (bis ca. 2011/2012) durch mehr Sauberkeit diesbezügliche Verbesserungen zu sehen. Die Lage im gesamten Land hat u.a. auch zu einer stark eingeschränkten bzw. nicht mehr funktionierenden kommunalen Müllentsorgung geführt.
Die Texte stammen vom Länderportal der GIZ, welches vom Netz genommen ist. Verfasser ist Heiner Walther. Die Urheber wurden informiert, dass auf meiner Tourismusseite für Jemen die Inhalte veröffentlicht werden.