Nation

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Nationale Symbole 

Die Staatsflagge der Republik Jemen (rechteckiges Tuch im Verhältnis 1:3) hat drei Längsstreifen, oben rot, in der Mitte weiß und unten schwarz, in jeweils gleicher Breite. Die Farbe Rot symbolisiert die Revolution, Weiß die Grundlagen und Reinheit der Revolution, Schwarz steht für die Unterdrückung während der Herrschaft der Imame im Norden (bis 1962) und des britischen Kolonialismus im Landessüden (bis 1967). In den gegenwärtigen militärischen Auseinandersetzungen identifizieren sich die rivalisierenden Akteure z.T. mit eigenen Flaggen und Symbolen. 

Das seit dem 22. Mai 1990 gültige Staatswappen besteht aus einem Adler, zu seinen Füßen ein Schriftband mit dem Landesnamen. Auf der Brust sind der 1986 erbaute Staudamm von Marib und darüber eine Kaffeepflanze zu sehen – Symbole, die auf die industrielle und landwirtschaftliche Entwicklung des modernen Jemen Bezug nehmen. Flankiert wird der Adler zu beiden Seiten von der jemenitischen Staatsflagge. 

In der Nationalhymne werden Wohl und Glück des vereinigten Jemen sowie innige Verbundenheit mit dem Vaterland, das sich keiner fremden Macht unterwerfen wird, besungen. 


Kurzvideos 

Jemen: Touristische Höhepunkte 
Weltkulturerbe: Altstadt von Sanaa 
Jemen: Haraz-Gebirge Insel Kamaran: Geschichte, Landschaft, Menschen Sokotra/Mukalla: Zyklon Chapala (Nov. 2015) Provinz Mahra: Zyklon Luban (Okt. 2018)

In seiner heutigen Form besteht Jemen seit dem 22. Mai 1990, dem Tag der Vereinigung des ehemaligen Südjemen und des Nordjemen zur Republik Jemen. Die bis dahin existierenden zwei jemenitischen Staaten, die Jemenitische Arabische Republik (JAR) im Norden und die Demokratische Volksrepublik Jemen im Süden (DVRJ) hatten sich zuvor politisch und wirtschaftlich völlig unterschiedlich entwickelt. 

Proklamation der Republik Jemen 22. Mai 1990 
Staatsoberhaupt Abd Rabbo Mansur al-Hadi 
Regierungschef Ma’in Abdulmalik Sa’id (seit 15.10.2018) 
Politisches System Präsidialsystem 
Demokratiestatus (BTI) Rang 136 von 137 (2020) 
Korruptionsindex (CPI) Rang 177 von 180 (2019) 

Geschichte 


Alte Geschichte 

Jemen wird in seiner Geschichte weithin mit den Sabäern, insbesondere mit der legendären, historisch nicht belegten Königin von Saba in Verbindung gebracht. In der Antike existierten im Südwesten der Arabischen Halbinsel verschiedene Reiche, von denen die der Sabäer (Hauptort:

Marib) und Hadramaut (Hauptort: Shabwat) die mächtigsten und einflussreichsten waren. Ihre ökonomische und damit auch politische Stärke basierte vor allem auf der Lage an der allhin bekannten Weihrauchstraße, einem wichtigen Handelsweg zu den Abnehmern am Mittelmeer und damit nach Europa. Nur so waren die notwendigen finanziellen Einnahmen möglich, weshalb diese Region von den Römern «Arabia Felix» – «Glückliches Arabien» genannt wurde. Mit dem Niedergang des Römischen Reiches als Hauptnutzer des Handelsweges und seiner Waren (u.a. Weihrauch = das Harz des Weihrauchbaumes, vor allem Boswellia sacra) war das Ende der wirtschaftlichen (und zugleich politischen) Glanzzeit der südarabischen Reiche gekommen.

Um die Erforschung der jemenitischen Geschichte haben sich über viele Jahre auch Archäologen des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) verdient gemacht. In den 1980er und 1990er Jahren wurden erfolgreiche Grabungen u.a. in und um Sirwah – politisches und religiöses Zentrum des Sabäischen Reiches zu Beginn des 1. Jt. vor Chr. – sowie in Marib vorgenommen, die aufgrund der Sicherheitslage im Land derzeit weiterhin unterbrochen sind. In Sirwah, 40 km westlich von Marib, konnte u.a. ein Tempel von einzigartiger Größe freigelegt werden. 

(Nord-)Jemeniten sehen ihre vorislamische Geschichte in erster Linie in den Himyaren, dem letzten bedeutenden Reich (ca. 115 v. Chr. bis 570 n. Chr.) im Südwesten der Arabischen Halbinsel vor der Islamisierung der Region (ab 632). Ihre Herrschaft erstreckte sich vor allem über den westlichen Teil des heutigen jemenitischen Staatsgebietes. Ausgrabungen bzw. Forschungen wurden dort auch von deutschen Archäologen vorgenommen. 

Mit der siegreichen Ausbreitung des Islam kam Jemen ab 660 unter die Kontrolle des umayyadischen Kalifats von Damaskus. Gegen Ende des 9. Jh. (897) riefen zerstrittene Stämme in der Region Saada (Sa’da) den zaiditischen Prediger Yahya ibn al-Husain (aus Medina) als Schlichter. Nur kurze Zeit später wurde er dort unter dem Namen al-Hadi ila l-Haqq als 1. Imam anerkannt und in der Folge das zaiditische Imamat im nördlichen Jemen begründet, das (mit Unterbrechungen) bis 1962 Bestand hatte. Da Yahya ibn al-Husain die zaiditische Richtung lehrte und verbreitete, wurde der nördliche Teil Jemens bald zum Zentrum der Zaidiya (s. auch «Religion» im Kapitel «Gesellschaft & Kultur»). Vom 12. bis ins 15. Jhd. hinein befand sich Jemen unter ägyptischer Oberhoheit . Von 1538 bis 1630 und 1869 bis 1918 waren Teile des Landes von den osmanischen Türken besetzt, die jedoch von den zaiditischen Herrschern und den ihnen loyalen Stämmen wieder vertrieben werden konnten. Das 20. Jhd. war vor allem durch die Regentschaft der beiden Imame (als religiöses und politisches Oberhaupt) Yahya (1904-1948) und dessen Sohn Ahmed (1948-1962) geprägt. Trotz der zweimaligen militärischen Präsenz der Osmanen war dieser Teil des Jemen de facto immer unabhängig. Im südlichen Jemen hingegen begann mit der britischen Besetzung Adens am 16. Januar 1839 eine Kolonialzeit, die erst durch die Unabhängigkeit am 30.11.1967 endete. Die Hafenstadt Aden wurde 1937 aufgrund ihrer gewachsenen strategischen und wirtschaftlichen Bedeutung für das britische Empire aus der Präsidentschaft in Bombay (Bombay Presidency) ausgegliedert (Eingliederung 1839) und der Administration in London mit dem Status einer Kronkolonie direkt unterstellt. Das Hinterland der Stadt, in dem lokale Herrscher über 24 Scheichtümer bzw. Sultanate regierten, stand ebenfalls unter dem Einfluss und der Kontrolle der Briten. Dieses Gebiet wurde am 11.02.1959 zur Föderation der Arabischen Emirate des Südens (Federation of Arab Emirates of the South)

zusammengeschlossen, aus der wenige Jahre später, am 4. April 1962, die Südarabische Föderation (Federation of South Arabia) hervorging. Die östlichen Sultanate (u.a. Hadramaut und Mahra) hingegen wurden in den Protektoraten von Südarabien (Protectorates of South Arabia: West and East) vereinigt. 

Moderne Geschichte 

In seiner heutigen Form besteht Jemen seit dem 22. Mai 1990, dem Tag der Vereinigung des ehemaligen Südjemen und des Nordjemen zur Republik Jemen. Die bis dahin existierenden zwei jemenitischen Staaten, die Jemenitische Arabische Republik (JAR) im Norden (Hauptstadt Sanaa) und die Demokratische Volksrepublik Jemen (auch: Volksdemokratische Republik Jemen – VDRJ) im Süden (Hauptstadt Aden) hatten sich zuvor politisch und wirtschaftlich völlig unterschiedlich entwickelt. 

Der konservativ-religiöse und stark tribalistisch geprägte Nordjemen stand unter dem Einfluss Saudi Arabiens und verfolgte nach dem Ende der inneren militärischen Auseindersetzungen 1962-1969/70 (als Folge des Sturzes des herrschenden Imams al-Mansur Mohammed al-Badr und der Ausrufung der Republik) zwischen den Royalisten (von Saudi-Arabien unterstützt) und den republikanischen Kräften (von Ägypten unterstützt) eine marktwirtschaftlich orientierte Entwicklung. Südjemen hingegen, das am 30. November 1967 von Großbritannien unabhängig wurde, war bald ein enger Verbündeter der sozialistischen Staaten, (allen voran: Sowjetunion, DDR und Kuba) von denen es umfassende politische, wirtschaftliche und militärische Unterstützung erhielt. Mit deren Zerfall, insbesondere dem der Sowjetunion, ab 1986 kam es zur Annäherung und schließlich zur Vereinigung beider jemenitischer Staaten am 22. Mai 1990. Allerdings war diese Einheit von Beginn an brüchig und von Spannungen begleitet. Anfang Mai 1994 kam es zu einem mehrwöchigen bewaffneten Konflikt, der mit der Gründung einer Demokratischen Republik Jemen auf dem Gebiet der ehemaligen DVRJ, einschließlich einer zugehörigen Regierung unter Führung des ehemaligen Vizepräsidenten Ali Salem al-Beedh, am 21. Mai zur kurzzeitigen Abspaltung des Südteils geführt hatte. Auch nach der Wiederherstellung der staatlichen Einheit am 7. Juli 1994 auf militärischem Wege blieben die notwendigen Impulse seitens der Regierung in Sanaa für eine volle und gleichberechtigte Integration des Südens aus. Eine zunehmende Unzufriedenheit, die sich u.a. in (oftmals eskalierenden) Demonstrationen und Streiks, insbesondere in Aden, ein Ventil schufen, führten 2007 zur Entstehung der Southern Movement, (arab.: al-Hirak – الحراك (einer losen Vereinigung von Kräften, deren Forderungskatalog von mehr Mitspracherecht für die Bevölkerung des Südens bis hin zur abermaligen Abspaltung und Unabhängigkeit vom Norden reicht und die inzwischen zu einem wichtigen Akteur im Jemenkonflikt geworden ist. Sitz der Bewegung bzw. des STC (s. dazu die Webseite rechts oben) ist u.a. Aden. Politische (und militärische) Unterstützung leisten diesbezüglich die VAE.

Staat und Verfassung 

Die Republik Jemen bezeichnet sich in ihrer am 15./16. Mai 1991 in einer Volksabstimmung angenommenen Verfassung (geändert am 28. Sept. 1994 durch das Parlament, abermalige  Volksabstimmung am 20. Febr. 2001) als unabhängigen, arabischen, islamischen und republikanischen Staat (Artikel 1). Jemen ist Teil der arabischen und islamischen Welt («Part of the Arab and Islamic Nation»). Staatsreligion ist der Islam, einzige Rechtsquelle die Scharia (shari’a). Mann und Frau sind vor dem Gesetz gleich, wobei Frauen als «Schwestern der Männer mit Rechten und Pflichten auf der Grundlage der Scharia und des Gesetzes» gesehen werden (Artikel 31). Garantiert sind die Unabhängigkeit der Rechtssprechung und ein demokratisches Mehrparteiensystem (Artikel 5).

Im Vergleich mit den konservativen Nachbarstaaten konnte Jemen stets als relativ demokratisch bezeichnet werden, auch noch nach dem Rücktritt des Langzeitpräsidenten Ali Abdallah Saleh (1978 – 2012). Neben den Wahlen als Ausdruck dieser Demokratie existierten Versammlungs-, Meinungs sowie Pressefreiheit, u.a. ersichtlich am breiten Angebot lokaler Zeitungen. In den letzten Herrschaftsjahren Jahren Ali Abdallah Salehs war allerdings ein zunehmender Personenkult um seine Person sichtbar, u.a. durch zahlreiche Poster, Plakate und Losungen in der Öffentlichkeit. Insbesondere Journalisten, die daran Kritik übten, wurden gemaßregelt bzw. mussten mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen. Aber auch in der Nach-Saleh-Ära ist das Konfliktpotential weiterhin vorhanden. Die als ein Ergebnis der Nationalen Dialogkonferenz (NDC) im Februar 2014 verkündete Neugliederung in sechs Regionen und damit die Schaffung einer föderalen Republik sollte ein Schritt in Richtung Besserung der politischen Gesamtsituation sein. Inhalt und Umsetzung stießen in vielen Landesteilen von Anfang an auf Skepsis bis hin zur Ablehnung, vor allem im südlichen Jemen. Ob es jemals zur Umsetzung kommt, ist weiterhin fraglich. 

Am 25. Januar 2012 wurde ein neuer Staatspräsident Abd Rabbo Mansur al-Hadi gewählt.Als vormaliger Stellvertreter des Langzeitpräsidenten Ali Abdallah Saleh (1978 – 1990 JAR-Präsident, 1990 – 2012 Präsident der Republik Jemen), der wenige Tage zuvor, am 22. Januar, auf sein Amt verzichtet hatte, stand al-Hadi als einziger Kandidat zur Verfügung. Auf den wochenlangen Demonstrationen zuvor, die zeitweise auch eskalierten, war eine der Hauptforderungen der Protestierenden der Rücktritt des Präsidenten Ali Abdallah Saleh, da sie ihn für die zahlreichen Probleme im Lande verantwortlich machten. Tawakkul Karman sah in Saleh sogar die Quelle des Terrors. Für ihr mutiges und engagiertes Auftreten während der Demonstrationen wurde sie im selben Jahr mit dem Friedensnobelpreis geehrt. Mehrere Vermittlungsversuche, u.a. seitens der GCC-Staaten, Saleh zur Machtübergabe zu bewegen, blieben zunächst ohne Erfolg. Am 23. November 2011 unterzeichnete er schließlich ein Abkommen über seinen Rücktritt als Präsident, behielt jedoch seine Funktion als Vorsitzender des von ihm 1982 gegründeten Allgemeinen Volkskongresses (العام الشعبي لمؤتمر‎ا ,General People’s Congress – GPC/AVK).

Die im Januar 2015 erfolgte De-facto-Machtübernahme durch die Huthi-Bewegung (s. auch unten: «Innenpolitik»), die weder den amtierenden Präsidenten al-Hadi noch die legitime Regierung und 

das Kabinett anerkannten (und weiterhin nicht anerkennen), haben u.a. zur Rücktritterklärung al-Hadis als Präsident am 22. Januar 2015 geführt, die er Anfang Februar jedoch wieder zurücknahm. Nach einem Zwischenaufenthalt in Aden reiste er nach Saudi-Arabien aus, hielt/hält sich jedoch zeitweise auch in Aden auf, das als temporäre Hauptstadt (temporal capital) fungiert.

Das gewählte (und somit legitime) Parlament besteht aus einer Kammer (majlis an-nuwwab) mit 301 Abgeordneten, gewählt für sechs Jahre, zuletzt am 27. April 2003. 

Allgemeiner Volkskongress (AVK) 238,
Jemenitische Versammlung für Reform (Islah) 45,
Jemenitische Sozialistische Partei (JSP) 7,
Nasseristische Unionistische Volksorganisation 3,
Partei der Arabischen Sozialistischen Wiedergeburt (Baath) 2, 
Union der Volkskräfte (zaiditisch) 1,
Al-Haqq-Partei (zaiditisch) 1,
sowie einige Unabhängige.

Lediglich eine Frau ist im Parlament vertreten. Die ursprünglich für April 2009 geplanten 
Parlamentswahlen wurden wegen Meinungsverschiedenheiten zu Fragen einer Wahlrechtsreform kurzfristig auf 2011 verschoben, konnten jedoch unter den damaligen und auch gegenwärtigen Bedingungen bisher nicht realisiert werden. Durch eine so genannte Verfassungserklärung der Huthi-Bewegung am 6. Februar 2015 wurde das legitime Parlament für aufgelöst erklärt. An seine Stelle trat de facto eine Nationalversammlung mit 551 Mitgliedern, die von einem fünfköpfigen Präsidialrat geleitet wird. Nachdem seit Ende März 2015 keine Sitzungen (des aufgelösten Parlaments!) stattgefunden hatten, trat es am 13. April 2019 erstmalig wieder zusammen. Sultan al-Barakani wurde zu seinem neuen Vorsitzenden gewählt. Zahlreiche Abgeordnete dieses Parlaments halten sich derzeit weiterhin im Ausland auf, zumeist in Saudi-Arabien.

Die Texte stammen vom Länderportal der GIZ, welches vom Netz genommen ist. Verfasser ist Heiner Walther. Die Urheber wurden informiert, dass auf meiner Tourismusseite für Jemen die Inhalte veröffentlicht werden.